Sprachentwicklung--

Hier finden Sie Informationen über:

1. Voraussetzungen zur Sprachentwicklung
2.
Sprechfreude
3.
Sprachverständnis
4.
Aussprache
5.
Wortschatz
6.
Satzbau
7.
Entwicklungsbedingtes Stottern
8.
Tabelle zur Sprachentwicklung
9.
Literatur

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1. Voraussetzungen für die Sprachentwicklung

Damit sich Sprache entwickeln kann, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Quieken und Schreien, das bisweilen lauter sein kann als ein Presslufthammer, sind einerseits weithin hörbarer Ausdruck von Gefühlen, andererseits aber auch notwendiges Training der Stimme. Welche Bedeutung die Stimme für einen Menschen, für dessen Persönlichkeit hat, macht schon das lateinische Wort personare ( = erklingen ) deutlich. Das Kind muss seine Motorik so entwickeln, dass es damit in der Lage ist Laute gezielt zu bilden und mit passender Gestik und Mimik zu begleiten. Dieses beginnt schon in den ersten Lebenswochen, in denen das Kind noch alles in den Mund nimmt ( orofaziale Phase ) und setzt sich später fort, wenn das Kind zu lallen beginnt. In einer ersten Phase des Lallens sind es taktile Reize im Mundraum, die dem Kind so große Freude bereiten, dass es gar nicht aufhören will. Diese Phase können wir deshalb auch bei Hörgeschädigten beobachten. Eine zweite Lallphase im Alter von etwa einem halben Jahr wird hingegen durch die auditiven Reize gesteuert. Hörgeschädigte verstummen zu diesem Zeitpunkt. Hörende passen ihren Lautbestand nach und nach dem der Muttersprache an. Damit ist deutlich geworden, dass dem Hören eine zentrale Bedeutung bei der Sprachentwicklung zukommt. Heute geht man davon aus, dass die Sprachentwicklung bei Kinder mit einer Jahreshörbilanz von mehr als drei Monate mit eingeschränktem Hörvermögen ( ab 25 dB ) von Störungen bedroht ist ( Sprachentwicklungsstörung = SES, Sprachentwicklungsverzögerung = SEV ). Eltern kann deshalb nur empfohlen werden, das Hörvermögen ihres Kindes über Hörspiele, leises Reden, ... ständig zu beobachten und umgehend den Arzt aufzusuchen, wenn das Hörvermögen beeinträchtigt ist. Bei der Entscheidung über anschließende medizinische Maßnahmen sollte die schnelle Beseitigung des Entwicklungshemmers Hörstörung von besonderem Interesse sein. Eine vielfach bewährte medizinische Lösung ist es, ein Glasröhrchen in das Trommelfell einzusetzen, damit Flüssigkeit aus dem Mittelohr, die die Hörstörung verursacht, schnell entweichen kann. Solange das Kind schlecht hört, nimmt es Sprache primär visuell, d.h. über das Sehen wahr. Das Sehen ist somit eine weitere wichtige Säule für die Entwicklung der Sprache. Zum einen kann das sehende Kind so Mundbilder, Gestik, Mimik und bestimmte Begriffe viel besser erlernen als ein sehbeeinträchtigtes Kind. Bei Sehbehinderten stellt man generell eine verzögerte Sprachentwicklung fest. Um beide Wege, Sehen und Hören für das Kind zu öffnen, sollten Sie das Kind immer anschauen, sollten Sie immer Blickkontakt herstellen, wenn Sie mit ihm reden. Indem sie auf das Kind eingehen, seine Bedürfnisse erkennen, seine Mitteilungen aufgreifen und mit Liebe und Fürsorge erwidern, bauen Sie Vertrauen und die Bereitschaft, den Wunsch zur Kommunikation mit anderen Menschen auf. Sie fördern so die sozialemotionale Entwicklung Ihres Kindes. Auf dieser Basis entwickelt das Kind ein großes Interesse die Regeln der Kommunikation mit anderen Menschen, das heißt die Sprache zu erlernen. Dieses erfolgt in enger Abhängigkeit von der Entwicklung der Kognition. Das Denken entwickelt sich zum einen parallel zur Hirnreifung und zum anderen durch die Angebote aus der Umwelt. Forschungen haben gezeigt, dass Umweltreize entscheidenden Einfluss auf die Hirnreifung, d.h. die Vernetzung von Gehirnzellen haben. Fallen beispielsweise Hörreize aufgrund von Schwerhörigkeit über längere Zeit aus, kann sich auch das Hörzentrum nicht weiter entwickeln. Unter Umständen können dadurch sensible Phasen für die Entwicklung gestört oder versäumt werden. Später sind dann überaus langwierige Therapien erforderlich.

Ich kann Eltern nur empfehlen diese erste Phasen der Entwicklung ihres Kindes in Bild und Ton festzuhalten, diese phantastische Zeit in der das Kind die Kommunikation entdeckt und erlernt.

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2. Sprechfreude

Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, wird sich aus dem Interesse an der Kommunikation mit seiner Umwelt ganz natürlich eine Sprechfreude entwickeln, die es zu bewahren und zu fördern gilt. Das Kind wird so gut Sprechen lernen, wie ihm Freiraum zum Üben gewährt wird. Aufforderungen zum Nachsprechen, deutlich Sprechen, richtig Sprechen, langsam Sprechen oder mangelnde Aufmerksamkeit bei den Gesprächspartnern ... können die Freude am Sprechen zum Erlöschen bringen. Gut gemeint aber völlig falsch sind derartige Bemühungen im Rahmen der privaten Förderung sprachauffälliger Kinder. Ein Störungsbewusstsein mit Sprechangst und -vermeiden kann die Folge sein. Davon ist weitaus mehr als nur die gestörte Sprache betroffen. Die emotionale Gefühlswelt des Kindes und sein soziales Verhalten sind zusätzlich betroffen.

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3. Sprachverständnis

Sie werden sehr bald erkennen, dass das Kind versteht, was Sie sagen. Dabei orientiert sich das Kind sowohl an der Gestik, Mimik, und der Prosodie, dem Klang ihrer Stimme, als auch an den Worten. Wie ein jeder, der schon einmal im Ausland war am eigenen Leibe erfahren hat, so können auch Kinder viel mehr verstehen als Sprechen. Das Sprachverständnis eilt dem Sprechen weit voraus. Bei den meisten Kindern ist im Alter von 9 Monaten " Beginnendes Sprachverständnis " zu beobachten. Der passive Wortschatz ist viel größer als der aktive Wortschatz. Durch Zeigen und Zeigenlassen im Spiel fördern Sie den Aufbau des Wortschatzes und des Sprachverständnisses. Auch handlungsbegleitende Selbstgespräche ( z.B. " Ich gieße die Blumen" ) fördern das Sprachverständnis.

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4. Aussprache - Artikulation

Die Lautentwicklung, die Aussprache, die Artikulation beginnt zielgerichtet auf die Laute der Muttersprache in der zweiten Lallphase mit etwa 6 Monaten. Das Kind erlernt zunächst jene Laute, die vorn im Mund und mit den Lippen gebildet werden und spricht deshalb als erste Wörter Mama, Papa, ... . Später kommen Laute, die weiter hinten im Mund gebildet werden hinzu. Dabei kann es dazu kommen, dass ein neu erworbener Laut vorübergehend einen alten, richtigen Laut ersetzt. Das Kind hat beispielsweise entdeckt, dass auf der Weide eine Kuh und keine Tuh steht und ist auch schon in der Lage ein K zu sprechen. In dieser Phase kommt es häufig vor, das vorübergehend in fast allen Worten das t durch ein k ersetzt wird. Das neu erworbene k beruhigt den besorgten vormaligen Ontel ( jetzt Onkel ) könnte aber bei einer schlecht informierten Tante ( jetzt vorübergehend Kanke ) schieres Entsetzen auslösen. Da Tanten in aller Regel bestens informiert sind, werden sie sich nichts anmerken lassen und geduldig abwarten, bis das Kind den neuen Laut so gut geübt hat, dass es ohne große Anstrengung zwischen t und k unterscheiden kann. Neu erworbene Laute werden häufig zunächst im An- und Auslaut verwendet, bevor sie im Inlaut eines Wortes auftauchen. Als letzte Laute kommen in der Regel die Zischlaute und komplizierte Konsonantenverbindungen. Auch diese sollten bis zur Vollendung des vierten Lebensjahres vorhanden sein. Genaueres entnehmen Sie bitte der Tabelle zur Sprachentwicklung.

Sie können Ihr Kind beim Erlernen der richtigen Aussprache unterstützen, wenn Sie langsam und deutlich sprechen. Bisweilen kann es dabei angezeigt sein ein Wort des Kindes in einem Antwort- oder Fragesatz langsam und deutlich gesprochen zu wiederholen. Vermeiden Sie aber auf jeden Fall, das Kind aufzufordern, das Wort richtig nachzusprechen, sich mehr anzustrengen oder langsamer zu sprechen !

Der Lauterwerb setzt beim Kind folglich zwei Funktionen, zum einen die motorische Fähigkeit ( phonetisch ) den Laut zu bilden und zum anderen die Erkenntnis, dass dieser Laut eine bedeutungsunterscheidende Funktion hat ( phonologisch ) voraus. Ein Kind, das erzählt: "Eine Maus ist im Teller" und auf die Nachfrage " im Teller ? " entsetzt erwidert "Nein, nicht im Teller. Ich meine im Teller !" und auf ein anschließendes "Aha, im Keller !" freudestrahlend mit "Ja" antwortet hat phonologisch alle Vorausetzungen für den Lauterwerb erfüllt, nur phonetisch ist es dazu noch nicht in der Lage.

Bei gravierenden Störungen im Lauterwerb reicht der normale Hörtest, der nur untersucht, ab welcher Lautstärke bestimmte Frequenzen / Töne gehört werden, nicht aus. Hier ist unbedingt ein Hörtest mit Lautsprache angezeigt. Ein guter HNO-Arzt kann damit herausfinden, ob das Kind die Laute unterscheiden / differenzieren kann, Laute heraushören kann, Störschall hinreichend gut herausfiltern kann, ... . Frühförderstellen / -zentren für Hörgeschädigte und Pädaudiologen verfügen über besonders gute apparative Voraussetzungen und umfangreiche Erfahrungen auf diesem Gebiet.

Mit Hilfe der folgenden Tabelle zur Phonetik der Laute ist es Ihnen möglich die Systematik im Lauterwerb ihres Kindes zu verfolgen. Diese kompremierte Darstellung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Im Deutschen gibt es phonetisch betrachtet nach Wängler allein 16 unterschiedliche Vokale. Wirth führt sogar 29 unterschiedliche Vokale der deutschen Sprache in seiner Phonetischen Beschreibung auf. Die Tabelle beschränkt sich auf die Konsonanten. Manche Konsonanten unterscheiden sich nur dadurch voneinander, dass sie stimmlos ( lenis ) oder stimmhaft ( fortis ) gesprochen werden, z.B. f / w. Es gibt regionale Besonderheiten wie das Zungenspitzen R, auf die hier nicht weiter eingegangen wird.

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Tabelle zur Phonetik der Laute
- Konsonanten -

Artikulationszone ð
É Artikulationsart Ê

I.
( Lippen, Zähne )

II.
( Vorderzunge, Gaumen )

III.
( Hinterzunge, Gaumen )

Reibelaute ( Frikative ) f / w, z / s , ch / j , sch / g* ch*, r
Verschlusslaute ( Plosive ) p / b t / d k / g
Nasenlaute ( Nasale )   n n*
sonstige   l  
    g* wie in Genie
ch
wie in ich
n
wie in Nase
ch* wie in Dach
n*
wie in Zange

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5. Wortschatz

Ihr Kind verfügt über einen aktiven und einen passiven Wortschatz. Der passive Wortschatz, der für das Sprachverständnis entscheidend ist, ist immer wesentlich größer als der aktive. Die ersten Worte des Kindes sind in Babysprache. Diese kennzeichnet zum einen die Silbenwiederholung mama, papa, als auch das begrenzte Lautrepertoir. In einer stürmischen Entwicklung erlernt das Kind dann immer mehr Worte, oft mehrere am Tag. Es entdeckt Regelhaftigkeiten im Wortschatz und versucht diese anzuwenden. Gerade diese Phase ist für Eltern überaus spannend, wenn Sie auf einmal Weintropfen hören ( statt Tränen ) oder Ähnliches hören und erst mit etwas Nachdenken erkennen, was ihr Kind meint und voller Hochachtung bemerken, wie überaus logisch doch die Wortneuschöpfung ist. Genaueres entnehmen Sie bitte der Tabelle zur Sprachentwicklung.

Sie können Ihr Kind beim Erwerb des Wortschatzes unterstützen, wenn Sie langsam und deutlich sprechen, sich Zeit nehmen und mit Ihrem Kind Bilderbücher betrachten oder spielen und dabei die Gegenstände oder deren Eigenschaften benennen. Vermeiden Sie aber auf jeden Fall, das Kind aufzufordern, das Wort richtig nachzusprechen, sich mehr anzustrengen oder langsamer zu sprechen ! Ihre sprachlichen Vorgaben sind nur dann für das Kind verwertbar, wenn sie der eigentlichen sprachlichen Entwicklung des Kindes ein wenig vorauseilen. Genaueres entnehmen Sie bitte der Tabelle zur Sprachentwicklung.

Der Erwerb des Wortschatzes ist eng mit der Begriffsbildung verknüpft. So kann es vorkommen, dass zunächst alle Tiere Wauwau heißen, bevor das Kind weitere Begriffe wie Kuh ... erwirbt. Zunächst erwirbt das Kind die Namen für Dinge seiner nächsten Umwelt, später auch für andere Dinge, deren Eigenschaften und abstrakte Begriffe. Ein besonders auffälliger Einschnitt in der Entwicklung des Wortschatzes ist erreicht, wenn das Kind über sich in der Ich-Form spricht.

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6. Satzbau

Bevor Kinder anfangen in Sätzen zu sprechen, sind sie in der Lage ein einzelnes Wort durch Betonung ( Intonation ), Heben bzw. Senken der Stimme ( Prosodie ) und die Lautstärke mit zusätzlichen Informationen anzureichern. Ein Heben der Stimme am Wortende weist beispielsweise auf eine Frage hin. Im Alter von etwa 18 Monaten beginnen viele Kinder mit der Bildung von Zwei-Wort-Sätzen und später von Drei-Wort-Sätzen. Durch die Satzmelodie, Rhythmus, Sprechtempo und Heben bzw. Senken der Stimme ( Prosodie ) können sie dabei u.a. auch Fragen stellen. Da die Kinder in dieser Phase sehr gerne und sehr viel fragen, nennt man es auch das 1. Fragealter. Im Bereich der Wortstellung ( Syntax ) werden Verben zunächst immer ans Satzende gestellt ( Verb-Endstellung ). Viele zweieinhalbjährige Kinder bilden schon Mehrwortsätze, bei denen die Wortendungen bei Nomen und Verben zunächst noch nicht der Zielsprache entsprechen ( Morphologie ). Im Alter von etwa 3 Jahren sind die Kinder im 2. Fragealter. Sie verwenden jetzt Fragewörter wie "warum", "wie", "was", ... und können einfache Sätze bilden. Mit 4 Jahren können viele Kinder Sätze mit Nebensätzen bilden, bei denen die Satzkonstruktion teilweise noch fehlerhaft ist. Wichtige Entwicklungsstufen sind abgeschlossen, wenn das Kind die Verb-Zweitstellung erkannt hat und anwendet. Die Subjekt-Verb-Kongruenz ( d.h. Verbendung passt zum Subjekt ) ist erst dann erworben, wenn Kinder das Verb passend zur zweiten Person Singular bilden ( "Du hast ... " ). Der Verbendung -st kommt somit eine Schlüsselrolle zu, die diesen Prozess abschließt. Nach dem ersten Auftauchen wird die Subjekt-Verb-Kongruenz bei der zweiten Person Singular fast immer richtig gebildet. Nach und nach beherrschen sie die Grammatik der Zielsprache immer besser, können Gedankengänge formulieren und verschiedene Zeit- und Pluralformen verwenden. Die Kinder sind jetzt in der Lage, dass sie Geschichten nacherzählen können. Beachten Sie bitte auch die Tabelle zur Sprachentwicklung.

Sie können Ihr Kind beim Erwerb der Grammatik, beim Erwerb von Syntax und Morphologie unterstützen, wenn Sie langsam und deutlich sprechen, sich Zeit nehmen und mit Ihrem Kind Bilderbücher betrachten oder spielen und dabei sprechen. Vermeiden Sie aber auf jeden Fall, das Kind aufzufordern, Sätze richtig nachzusprechen, sich mehr anzustrengen oder langsamer zu sprechen ! Fordern Sie ihr Kind bitte auch nicht auf, in ganzen Sätzen zu sprechen. Wenn sie sich und ihre Umwelt einmal genau beobachten, so werden Sie festellen, dass auch wir uns oft nur mit unvollständigen Sätzen verständigen. Nehmen Sie sich Zeit um ihr Kind mit ganzen Sätzen vertraut zu machen, indem Sie gute Vorbilder liefern und Geschichten erzählen oder vorlesen. Ihre sprachlichen Vorgaben sind nur dann für das Kind verwertbar, wenn sie der eigentlichen sprachlichen Entwicklung des Kindes ein wenig vorauseilen. Genaueres entnehmen Sie bitte der Tabelle zur Sprachentwicklung.

Der Erwerb der Grammatik ist eng mit dem Wortschatz verknüpft. Außer einem unzureichenden Wortschatz und einer allgemeinen Sprachentwicklungsverzögerung ( SEV ) bzw. - störung ( SES ) kann eine Hörstörung zu Problemen beim Erwerb der normgerechten Morphologie führen. Neben dem für alle Kinder wichtigen Vorbild kann bei zwei- oder mehrsprachig aufwachsenden Kindern eine unzureichende Trennung der beiden Sprachen den Spracherwerbsprozess beeinträchigen. In diesen Fällen kann es angezeigt sein, dass jeder Elternteil nur in einer Sprache mit dem Kind spricht, um so eine deutliche Abgrenzung der Sprachen zu erreichen.

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7. Entwicklungsbedingtes Stottern

Zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr tritt bei Kindern das entwicklungsbedingte Stottern, das sogenannte physiologische Stottern auf. Dieses ist durch lockere Wiederholungen ( d.h. klonische Elemente ) von Satzteilen, Worten und Silben gekennzeichnet und stellt als solches keinen Grund zur Beunruhigung dar. Wenn jedoch Blockaden ( d.h. tonische Elemente ) hinzukommen, dann kann das der Beginn eines Stotterns ( Balbuties / tonisch-klonisches Stottern ) sein. In diesem Fall sollten Sie sofort den Rat eines erfahrenen Therapeuten einholen. In manchen Fällen reicht eine qualifizierte Elternberatung aus. Fragen Sie deshalb den Therapeuten vorab, ob sie das Kind mitbringen sollen oder ob für ein erstes Gespräch die Anwesenheit des Kindes nicht erforderlich ist..

Sie können Ihr Kind beim Überwinden des physiologischen Stotterns unterstützen, wenn Sie sich Zeit für ihr Kind nehmen. Lassen Sie das Kind aussprechen und vollenden Sie keine Sätze, die das Kind sagen will. Vermeiden Sie aber auf jeden Fall, das Kind aufzufordern, richtig nachzusprechen, sich mehr anzustrengen oder langsamer zu sprechen ! Sprechen sie nicht in Gegenwart des Kindes über seine Sprachauffälligkeit, sondern geben Sie ihrem Kind Zeit und Raum, sich normal zu entwickeln. Physiologisches Stottern ist normal und wird teilweise ursächlich auf Umstrukturierungen im Hirn zurückgeführt. Manchmal hört man auch: "Das Kind spricht schneller als es denkt!" oder "Wart's nur ab, bis der Verstand über das Temperament siegt, dann ist alles wieder normal !"

Eine große Gefahr besteht darin, dass die Umwelt falsch auf die normalerweise vorübergehende Redeflussstörung reagiert. Im Extremfall können dadurch Sprechfreude abgebaut und Sprechangst aufgebaut werden. Das hemmt die weitere Sprachentwicklung. Aus der Kommunikationsstörung kann sich ein gestörtes Sozialverhalten entwickeln, das im Extremfall zur totalen Isolation führt. Es gibt Kinder die in bestimmten Situationen oder mit bestimmten Personen nicht sprechen. Hier liegt ein dann selbstgewähltes Schweigen, ein elektiver Mutismus vor.

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8. Tabelle zur Sprachentwicklung
- im Vorschulalter - Altersangaben sind Durchschnittswerte und keine starre Norm -

Alter Aussprache Wortschatz Satzbau
~ 0 Monate Schreien, Gurren    
~ 2 Monate
-----------------
Beginn der 1.Lallphase,
Gurgel- und Sprudellaute,...
( von taktilen Reizen im
Mund gesteuert )
   
~ 4 Monate Schmatz- und Zischlaute,
Vokallaute, erste Silben
   
~ 6 Monate Beginn der 2. Lallphase
( vom Hören gesteuert )
Silbenketten: bababa ...
   
~12 Monate
( ~ 1 Jahr )
Lallen, große Vielfalt an Lauten,
Echolalie
Erste Wörter, Silben-
verdoppelungen, "Papa,
Mama ";
Babysprache
 
~18 Monate (~1½ Jahre) p, b, m, n
Kind fängt an erste Laute gezielt zur Wortbildung einzusetzen
Einzelne Wörter, z.B.:
"wauwau, Ball, ... "
Einwortsätze
( mit unterschiedlicher Betonung )
~24 Monate
( ~ 2 Jahre )
w, f, t ,d
Laute der 1. und 2. Artikulationszone kommen hinzu
bis zu 50 Wörter, primär
Nomen sowie erste Verben
und Adjektive
1. Fragealter ( mit Satzmelodie )
Zwei- und Dreiwortsätze, sie sind
grammatikalisch noch nicht richtig
~ 2 ½ Jahre g, k, ch, r
Laute der 3.Artikulationszone
kommen hinzu
Wortschatz wird weiter stark ausgebaut, Wortneuschöpfungen,
erster Gebrauch von "ich"
Mehrwortsätze ( Anstieg ), Endungen von
Nomen und Verben noch nicht richtig
~ 3 Jahre bl-, kn-, kr-, gr, ...
erste schwierige Konsonanten
-verbindungen
Starke Zunahme des Wortschatzes 2. Fragealter ( wer, wie, was warum,...).
Einfache Sätze richtig, erste Nebensatzbildungen.
~ 4 Jahre Beherrschung der Laute der
Muttersprache bis auf evtl. Zischlaute ( s, z, sch ) und schwierige Konsonanten- verbindungen (kl-,gl-,dr-,br-...)
Wortschatz nimmt stark zu
( u.a. Farben und Pronomen )
Bildung längerer Sätze, schwierige Konstruktionen teilweise noch nicht normgerecht. Nebensätze .

Manchmal
entwicklungsbedingtes Stottern
~ 6 Jahre

Beherrschung aller norm-
gerechten Laute

-

Wortschatz groß genug zum differenzierten Ausdruck. Abstrakte Begriffe werden kindgemäß sicher verwendet

Grammatik wird gut beherrscht, Gedankengänge können beschrieben werden ( mehrere Zeit- und Pluralformen ). Nacherzählen / Berichten von Erlebnissen und Geschichten.

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8. Literatur

Augst, G. Spracherwerb von 6 bis 16. Schwann. Düsseldorf 1978.
Ayres, A. Jean Bausteine der kindlichen Entwicklung. Die Bedeutung der Integration der Sinne für die Entwicklung der Sinne. Springer. ISBN 0-387-13303-8
Biesalski, Peter /
Frank, Friedrich
Phoniatrie / Pädaudiologie. Band 1: Phoniatrie; Band 2: Pädaudiologie. 2. Neubearbeitete und erweiterte Auflage. Thieme 1994. ISBN 3-13-619902-2
Brüggebors, Gela So spricht mein Kind richtig. Entwicklungen und Störungen beim Sprechenlernen. Wie Eltern und Erzieher helfen können. Rowohlt. 2000. ISBN 3-499-18100-2
Butzkamm, Wolfgang / Butzkamm, Jürgen Wie Kinder sprechen lernen. Kindliche Entwicklung und die Sprachlichkeit des Menschen.
Francke - Tübingen: 1999. ISBN: 3772027318
Clahsen, H. Normale und gestörte Kindersprache Linguistische Untersuchungen zum Erwerb von Syntax und Morphologie. Amsterdam 1988.
Hansen, Detlef Spracherwerb und Dysgrammatismus. Grundlagen, Diagnose und Therapie. München / Basel 1996.
Hermann-Röttgen, Marion Unser Kind spricht nicht richtig:
kindliche Sprachstörungen und ihre Ursachen ; woran man sie erkennt und was Sie dagegen tun können ; viele praktische Ratschläge und Spiel-Ideen zur Sprachförderung. Trias 1997. ISBN 3-89373-394-9
Lauer, Norina Zentrale-auditive Verarbeitungsstörungen im Kindesalter. Grundlagen - Klinik - Diagnostik - Therapie. Mit ausführlichen Therapie- und Screeningmaterialien. Thieme 1999. ISBN 3-13-115811-5
Löwe, Armin Hörenlernen im Spiel. Praktische Anregungen für Hörübungen mit Hörgeschädigten und wahrnehmungs-gestörten Kindern im Vorschulalter. Marhold 1994
Motsch, Hans-Joachim ESGRAF-Testmanual. Evozierte Sprachdiagnose grammatischer Fähigkeiten. Ernst Reinhard Verlag 1999. ISBN 3-497-01493-1.
Motsch, Hans-Joachim ESGRAF-Video. Ernst Reinhard Verlag 1999. 83 min. VHS. ISBN 3-497-01494-X.
Pighin, Gerda / Sillaber, Margit Kinder lernen sprechen Eine spielerische Sprachförderung. Kinder fördern von 0-6 Jahren. Pattloch Verlag. ISBN 3-629-00214-5
Richter So lernen Kinder sprechen ISBN 3-479-01424-9
Stengel, Ingeburg Sprachschwierigkeiten bei Kindern. Früherkennung und Hilfe bei Sprachstörungen und verzögerter Entwicklung. Klett-Cotta. 1974. ISBN 3-12-929910-6
Stengel, Ingeborg /
Hude, Liese-lotte v.d. / Meiwald, Veronika
Sprachschwierigkeiten bei Kindern. Wie Eltern helfen können.Klett-Cotta. ISBN 3-608-91884-1
Stern, C. / Stern, W. Die Kindersprache. ( 4. Auflage ) 1928
Szagun, G. Sprachentwicklung beim Kind ( 6. Auflage ) Weinheim 1996
Wendlandt, Wolfgang Sprachstörungen im Kindesalter. Materialien zur Früherkennung und Beratung. Thieme 2000. ISBN 3-13-778504-9
Wirth, Günther Sprachstörungen - Sprechstörungen - Kindliche Hörstörungen. Lehrbuch für Ärzte, Logopäden und Sprachheilpädagogen. Deutscher Ärzte-Verlag Köln. ISBN 3-13-778504-9

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